Der Arzt, der auch pokern kann

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Interview Allroundtalent Michael Keiner (61) war eine feste Größe in der deutschen Pokerszene. Bis er dem professionellen Spiel den Rücken kehrte. Heute spielt er nur noch gelegentlich. Im Interview verrät er seine Erfolgsgeschichte.

 

Steckbrief
• Geboren 1959 in Wetzlar
• Offiziersausbildung bei der Bundeswehr
• Motorradrennfahrer (1979-1985) mit Teilnahme an Grand Prix und Langstreckenweltmeisterschaften
• Medizinstudium in Gießen
• Chirurgische Facharztausbildung in Wiesbaden
• Gründung einer Firma für Aktiengeschäfte an der japanischen Börse
• Sponsoringvertrag mit 888 und PokerStars
• Profi-Pokerspieler von 1993 – 2014
• Gesamteinnahmen aus Pokertournierne

 

DER GEWINNPROFI:  Herr Keiner, was haben Sie vor Ihrer Poker-Karriere gemacht?

Michael Keiner:  Ich bin approbierter Arzt und war viele Jahre als Leiter einer Privatklinik für kosmetische Chirurgie tätig. Ab 2001 übte ich diesen Beruf allerdings nur in Teilzeit aus und seit 2006 habe ich mich vollständig aus der Medizin zurückgezogen.

 

DER GEWINNPROFI:  Wann haben Sie angefangen zu pokern?

Michael Keiner:  Mit Texas Hold‘em habe ich während eines medizinischen Weiterbildungsaufenthalts in den USA im Jahr 1993 begonnen. Ein Kollege nahm mich eines Abends in ein Card Casino mit und das Spiel hat schnell meine Begeisterung entfacht.

 

DER GEWINNPROFI:  Wer hat ihnen das pokern beigebracht?

Michael Keiner:  Damals gab es keine Pokerschulen im Internet oder Livecoaches. Das allermeiste habe ich autodidaktisch durch Beobachten meiner Mitspieler und zum Teil auch über die „Try and error“-Methode erlernt. Natürlich musste ich auf diesem Wege erhebliches „Lehrgeld“ zahlen. 1996 habe ich dann erstmals Bücher in Las Vegas gekauft, die spieltheoretische Anleitungen lieferten.

 

DER GEWINNPROFI:  Sie spielen auch im Internet. Wie unterscheidet sich das Onlinespiel vom Pokerspiel im echten Casino?

Michael Keiner:  Onlinepoker unterscheidet sich erheblich von Livegames. Im Onlinebereich stützt man seine Entscheidungen hauptsächlich auf technische Analysen der jeweiligen Hand, während im Livegame sehr viel Psychologie als Einflussgröße hinzukommt.

 

 

DER GEWINNPROFI:  Wann kam der Punkt, an dem Sie entschieden haben professionell zu pokern?

Michael Keiner:  Ich selbst bezeichne mich nicht als professionellen Pokerspieler, sondern übe es als intensives Hobby aus. Pokerprofi ist keine Berufsbezeichnung sondern lediglich der Ausdruck dafür, einen bestimmten Kompetenzlevel erreicht zu haben. Ich arbeitete als Berater im Pokerbereich, war Buchautor, Fernsehkommentator, Werbeträger und Mitglied im Team 888 und Pokerstars.

 

DER GEWINNPROFI:  Was war ihr größter Gewinn?

Michael Keiner:  250.000,00 US$ Preisgeld für den Gewinn der UK Open 2008.

 

DER GEWINNPROFI:  Was war ihr größter Verlust?

Michael Keiner:  Circa 30.000,00 € während einer hohen Cashgamepartie im Rahmen der CAPT Velden 2008.

 

DER GEWINNPROFI:  Haben Sie das meiste Geld mit Tournaments oder Einzelspielen gewonnen?

Michael Keiner:  Sicherlich im Turnierbereich.

 

DER GEWINNPROFI:  Was denken Sie, was ihr größtes Erfolgsgeheimnis ist?

Michael Keiner:  Permanente Weiterbildung und Disziplin. Abhandlungen über Spieltheorien und Handanalysen bestimmen ganz maßgeblich die jeweiligen Pokerseiten im Internet. Hier muss man täglich am Ball bleiben. Der zweite Punkt bedeutet, dass ich während des Spiels ständig versuche, meine Emotionen über den Verlauf der Partie unter Kontrolle zu halten und meine spielsituativen Entscheidungen nicht von meinem jeweiligen Gefühlszustand abhängig mache.

 

DER GEWINNPROFI:  Haben Sie eine Strategie?

Michael Keiner:  Ich nenne es die Strategie der „flexible response“: Zunächst versuche ich die Mitspieler an meinem Tisch gründlich zu beobachten und zu analysieren, um so ihr wahrscheinlichstes Reaktionsmuster einschätzen zu können. Wenn ich den Tisch auf diese Weise profiliert habe, passe ich meinen Spielstil individuell an.

 

DER GEWINNPROFI:  Vielen Dank für das nette Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

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