Poker: Glücksspiel oder Sport?

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Gerichtsurteil Wer beim Kartenspiel gewinnen möchte, braucht bekanntlich mehr Verstand als Glück. Dennoch gilt Poker in Deutschland immer noch als Glücksspiel.

 

In Deutschland Glücksspiel

Der Betreiber einer Pokerschule zog 2013 vor Gericht, um den Rechtsstatus des beliebten Kartenspiels von Glücksspiel auf Geschicklichkeitsspiel ändern zu lassen. Jedoch ohne Erfolg, wie das veröffentlichte Urteil zeigt. Für das Verwaltungsgericht Karlsruhe ist Poker weiterhin als Glücksspiel einzustufen. Daher ist das Spiel mit Geldeinsatz nur in staatlich lizensierten Spielbanken erlaubt. In der Begründung heißt es: „Der Verlauf einer Pokerpartie sei maßgeblich durch die zufallsabhängige Kartenvergabe determiniert. Selbst der geschickteste Spieler werde verlieren, wenn ihm der Zufall schlechte, den Mitspielern aber gute Karten, zugeteilt habe. Andererseits werde selbst der geschickteste Spieler aus eigenen schlechten Karten keine guten Karten machen.“

 

Erfahrung ist entscheidend

Anders urteilten in den vergangenen Jahren die Gerichte in den Niederlanden und in Frankreich. Sie entschieden, dass es sich beim Poker keineswegs um ein Glücksspiel, sondern vielmehr um ein Geschicklichkeitsspiel, handelt. Die Anwälte argumentierten, dass beim Pokern nicht in erster Linie das Glück über Erfolg und Misserfolg entscheidet, sondern vor allem die Erfahrung der Spieler. Der über die Praxis erworbene Lerneffekt beeinflusst demnach die Gewinnchancen maßgeblich. Ein Spieler kann auch mit äußerst schlechten Karten das Spiel gewinnen. Pokern könne folglich eher mit einem Schachspiel verglichen werden als etwa mit dem Zocken am Roulettetisch.

 

 

Beweis mit einer Formel

Mittels einer Studie des Tilburger Universitätsprofessors Ben van der Genugten lässt sich exakt berechnen, ob es sich bei einem Spiel um ein Glücksspiel handelt oder ob die eigenen Fertigkeiten wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis haben. Die Formel lautet:

 

Geschick = Lerneffekt / (Lerneffekt + Chanceeffekt).

 

Spiele, die nur allein vom Glück abhängen, verfügen über eine Geschicklichkeitsrate von Null. Je mehr Geschick für ein Spiel notwendig ist, desto höher ist die Zahl. Das Pokerspiel erreichte nach eingehenden Untersuchungen und Tests an Probanden einen Wert von 0,3 auf der Geschicklichkeitsskala. Im Vergleich dazu hat das Schachspiel einen kaum höheren Geschicklichkeitsfaktor von 0,4. Dies war der Ausschlag, die Gesetzgebung für Poker in den Niederlanden zu reformieren.

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