Das Ende des Online-Pokers

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Poker Im Internet tobt, von den meisten Pokerspielern unbemerkt, eine Schlacht gegen Pokerroboter. Ein Kampf um sehr viel Geld.

 

Computer dominieren Pokertische

Poker war lange Zeit das beliebteste Glücksspiel im Internet. Zwar werden noch immer rund 50 Milliarden Euro jährlich weltweit an den Spieltischen der virtuellen Casinos umgesetzt, doch das Interesse schwindet. Beim vielleicht menschlichsten aller Glücksspiele sind sogenannte Pokerbots seit Jahren auf dem Vormarsch. Pokerbots sind Programme, die in sekundenschnelle und vollautomatisch Poker spielen. Mit einer solchen Software kann der Computer praktisch Tag und Nacht pokern, ohne dass der Besitzer selbst etwas tun muss.

 

Ausgeklügelte Algorithmen

Derartiges kannte man bislang nur von IBMs „Deep Blue“, dem Superrechner, der 1996 den amtierenden Schachweltmeister Garri Kasparow besiegte. In jahrelanger Forschungsarbeit wurden damals alle möglichen Spielsituationen ermittelt und in Algorithmen umgesetzt. Brauchte man einst noch einen Supercomputer, so würde heute ein normaler Heim-PC ausreichen. Das wissen auch die unzähligen Forscher weltweit, die fieberhaft an einem perfekten Programm für das Pokerspiel tüfteln. Einige dieser Pokerbots messen sich jedes Jahr bei der „World Series of Poker Robots“ (WSOPR). Die wirklich guten Programme bleiben allerdings im Verborgenen, denn damit wird sehr viel Geld erspielt. Experten des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) gehen davon aus, dass über 60 % der Poker-Spieler in Online-Casinos keine Menschen sind.

 

Computer siegt

Im Gegensatz zum Schach ist Poker ein Spiel, bei dem im wahrsten Sinne des Wortes nicht alle Karten offen liegen. Denn mehr als das eigene Blatt und später die fünf Karten, die aufgedeckt auf dem Tisch liegen, sieht der Computer nicht. Nur anhand des Spielverhaltens der Gegner kann der Computer erahnen, ob dieser ein gutes Blatt hat oder eben nicht. Das Bluffen eines Gegenspielers aufzudecken ist das große Hindernis. Dennoch versuchen die Forscher dem Computer mit viel Rechenarbeit eine Art künstliche Intelligenz einzuhauchen. Allein in einer Zweispielerpartie der Pokervariante Texas Hold’em ergeben sich eine Milliarde mal eine Milliarde mögliche Situationen. – Viel Arbeit für die Entwickler.

 

 

Bei einem dreiwöchigen „Brains vs. AI Poker Tournament“ schaffte es ein von der Carnegie Mellon Universität entwickelter Bot namens Libratus deutlich gegen Pokerprofis zu gewinnen. Am Ende des 20-tägigen Turniers hatte Libratus 1,8 Millionen Dollar von seinen menschlichen Gegnern erpokert und lag uneinholbar in Führung.

 

Offline-Poker gewinnt an Bedeutung

Pokerspieler können sich nicht mehr sicher sein, ob sie gegen Mensch oder Maschine spielen. Die Internet-Casinos sehen das Ganze mit gemischten Gefühlen. Sie verdienen an jeder Pokerrunde, egal wer letztendlich gewinnt. Dennoch soll das Spiel natürlich fair bleiben und echte Spieler eine Chance haben. Große Poker-Seiten wie PokerStars oder PartyPoker ergreifen Gegenmaßnahmen. Sie investieren Millionen in Sicherheits-Software, um solche Roboter zu entlarven. Verdächtige Spieler werden dann aufgefordert, eine bestimmte Zahlenfolge einzutippen. Bleibt die Antwort aus, wird der Spieler vorübergehend gesperrt. Aber von solchen Maßnahmen lassen sich die Entwickler der Pokerroboter längst nicht mehr abschrecken. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel, das den Poker-Seiten die Existenz kosten könnte. Immer mehr Profis fahren daher lieber in die Spielbank und setzen sich an einen Pokertisch mit echten Spielern.

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